Konzertbericht: Casper & Marteria in Essen

Es war der perfekte letzte heiße Sommertag in diesem Jahr, als Casper & Marteria ihr letztes Konzert der „Champion Sound Open Air“-Tour in Essen spielten. Der Seaside Beach Baldeney bot auch eigentlich eine hübsche Location für ein Konzert unter freiem Himmel, schließlich ist es direkt am Baldeneysee gelegen.

Das Gelände war schon relativ voll, als Support Act Nura die Bühne betrat. Während in den ersten Reihen schon gefeiert wurde, war das Treiben im hinteren Bereich eher auf die Merch- und Bierstände beschränkt. Dennoch wirkte das Gelände ein wenig unübersichtlich, was nicht zuletzt an den zahlreichen Bäumen gelegen haben könnte, die über die Location verteilt standen. Sie störten teilweise nicht nur die Sicht, sondern machte ich mir schon zu Anfang meine Gedanken, ob es sicherheitsmäßig hier keine Bedenken gab bei den vielen Menschen und den zahlreichen Bäumen – Stichwort Gewitter.

Als Casper & Marteria gegen 20:30 Uhr die Bühne betraten, hat man diese kurzen Sicherheitsgedanken dank der Musik aber beiseitegeschoben. In den 30 Minuten, in denen die Rapper Hits wie „Champion Sound“, „Chardonnay“, „Adrenalin“ und jeweils auch einige Solosongs gespielt haben, herrschte Partystimmung. Mitsingen, tanzen, hüpfen – das volle Programm. Als dann bei „Supernova“ der Regen einsetzte, hat man sich noch nicht viel dabei gedacht, schließlich war es nicht der erste Regen in diesem Festivalsommer. Doch binnen von Minuten entwickelte sich der erste Schauer in ein Unwetter mit Wind und Gewitter. Der Regen war so stark, dass man wirklich so gut wie nichts mehr sah. Trotz Regenponcho war man in kürzester Zeit komplett nass. Noch sangen die Künstler auf der Bühne weiter, doch spätestens als die Blitze am Himmel zu sehen waren und eine der Boxen im hinteren Bereich anfing deutlich im Wind zu wackeln, merkte man, dass das hier kein einfacher kurzer Regenschauer war.

Gute Laune vor dem Unwetter | Foto: Nina Menken

Kurz danach wurde das Konzert zunächst unterbrochen, uns wurde gesagt, dass der Regen aber weiterziehen und das Konzert fortgesetzt werden könne. Tatsächlich hörte der Schauer wieder auf und selbst der Wind ließ nach. Doch als nach 20 Minuten eine starke Windböe die linke LED-Leinwand von der Bühne runterriss, auf Zuschauer im vorderen Wellenbrecher fiel und 28 Menschen teilweise lebensgefährlich verletzte, wurde das Konzert natürlich nicht mehr fortgesetzt. Im hinteren Bereich hat man von dem, was vorne passiert war, aufgrund des wiedereinsetzenden Regens jedoch nichts mitbekommen. Wir nahmen nur die Info zur Kenntnis, dass das Konzert aufgrund von technischen Problemen nicht mehr fortgesetzt werden könne. Laut den Veranstaltern bestehe keine Gefahr, man solle in Ruhe zu  den Ausgängen gehen.

Vermutlich hat die Tatsache, dass die Mehrheit in den hinteren Reihen nicht mitbekommen hat, was vorne passiert ist, eine Massenpanik verhindert. Doch auch, wenn die Evakuierung ruhig und gelassen zuging, muss dennoch angemerkt werden, dass extrem wenige Ordner zu sehen waren, die die Besucher zu den Ausgängen und letztlich zur Straße leiteten. Lediglich zwei Ordner halfen den Menschen dabei, auf dem Weg zurück zur Straße eine Holzbrücke zu überqueren – die ihre besten Tage offensichtlich auch schon hinter sich hatte. Viele Konzertbesucher suchten sich ihren eigenen Weg hoch zur Straße, indem sie die rutschigen Böschungen hochkletterten oder einfach an der Brücke vorbei den Weg weitergingen, ohne zu wissen, wo dieser hinführt.
Die Lage auf der Straße nahe des Sees war leider aufgrund dessen, dass dort einige Besucher ihre Autos geparkt hatten und offenbar keine Rücksicht auf die vielen Menschen nehmen wollten, die zur Fuß zu den Shuttlebussen oder S-Bahnhaltestelle gehen wollten, etwas chaotisch. Selbst Polizei- und Krankenwagen hatten zunächst Mühe, durchzukommen!

Letztlich muss aber gesagt werden, dass zu keiner Zeit Panik bestand, sondern alle friedlich und in Ruhe zu den Bussen und Bahnen liefen. Auch die Abfahrt gestaltete sich relativ ruhig. Vermutlich hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand der dort Anwesenden – uns eingeschlossen – erfahren, was vor der Bühne tatsächlich passiert war. Erst, als wir auf der Rückreise wieder Netz hatten, haben wir erste Berichte im Internet über das Ausmaß des Unwetters gelesen. Sichtlich geschockt fuhren wir dann nach Hause.

Inzwischen ermittelt die Kripo. Was letztlich die Konsequenzen sein werden und ob es womöglich einen Nachholtermin geben wird, bleibt noch abzuwarten. Casper & Marteria selbst äußerten sich bisher in identischen Texten jeweils auf ihren Social Media Accounts zu den Geschehnissen und standen bereits am vergangenen Wochenende beim Lollapalooza Festival in Berlin wieder auf der Bühne.

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