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GENRE IS DEAD! Interview mit Leoniden: “Je größer das Label ist, desto frecher werden die Deals”

Foto: Janis Hinz

Foto: Janis Hinz

Die Leoniden aus Kiel sind eine der Bands, die gefühlt ununterbrochen auf Tour sind. Im Sommer spielen sie Festivals und im restlichen Jahr die eigene Clubtour, wovon inzwischen schon zahlreiche Konzerte ausverkauft sind. Im Interview mit Sänger Jakob Amr auf dem Juicy Beats Festival, merkt man, mit welcher Leidenschaft die Leoniden hinter dem stehen, was sie tun. Ein Gespräch über den Festivalsommer, das Leben als DIY-Band und nebenbei hat Jakob sogar verraten, dass sie bereits an einem dritten Album arbeiten.

Wir sind gerade mitten in der Festivalsaison. Wie läuft der Festivalsommer bisher für euch?

Ich würde sagen, es ist auf einer bestimmten Skala bisher der Beste.

Wieso?

Weil die Reaktionen der Leute sich nochmal so krass potenziert haben. Wir haben ja vorletztes Jahr so richtig angefangen, da war dieses vier Festivals in zwei Tagen-Ding. In dem Sommer haben wir 40 Festivals gespielt, ein Jahr später auch, genauso wie diese Jahr. Und inzwischen ist unsere Crew viel größer geworden. Der Stress für jeden von uns ist nicht weniger geworden, weil wir einfach noch mehr zu tun, dafür aber zum Glück auch mehr Leute haben. Aber die Konzerte sind einfach noch viel intensiver. Die Leute sind einfach so am Start, es sind inzwischen einfach so viele Fans, die genauso mit vollem Herzblut in unserer Musik aufgehen, wie wir selbst und das zusammen zu zelebrieren ist echt the best!

Was ist bisher das beste Festival, das ihr gespielt habt?

Ich habe mich mit dieser Frage immer sehr schwergetan, weil natürlich auch ein Festival sehr gut sein kann, was vielleicht nicht so gut besucht ist, aber man das Gefühl hat, dass man in dieser Stadt jetzt vielleicht einen kleinen Fuß in der Tür hat. Was aber dann im Durchschnitt das krasseste Festival war, das war das Hurricane Festival. Das waren einfach nicht 1000 Leute, sondern 25 000 Leute, die alle durchgedreht sind. Das ist das einzige Festival, das ich als Jugendlicher auch privat besucht habe. Da ist also auch meine persönliche subjektive Geschichte, die da mit reinspielt, die das nochmal emotionalisiert. Für uns alle im Norden ist es auch einfach DAS Festival. Das waren auch diese typischen Festivalbilder, die du jeden Tag siebenmal bei Instagram siehst, weil jede Band sagt ‚Guck mal, hier stehen viele Leute, lasst mal ein Foto von der Bühne machen!‘ Und genauso sah es eben auch aus. Das war einfach nur krass.

Jetzt sind wir hier heute beim Juicy Beats Festival. Hier habt ihr zuvor noch nicht gespielt. Wie ist das dann für euch, auf Festivals zu spielen, die für euch vielleicht noch unbekannt sind?

Das Ding ist ja, wir haben letztes Wochenende Pause gehabt. Wir müssen erstmal wieder richtig in den Modus kommen. Eine Stunde vorm Konzert spielen sich dann alle erstmal warm und spielen schon mal das ganze Set durch. Ansonsten feiern wir einfach, ich freue mich.

Ihr seid ja im Herbst auch wieder selbst auf Tour. Was ist der Unterschied zwischen eigener Tour und Festivalkonzerten?

Eigentlich ist der Unterschied immer da gewesen. Doch jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher, weil bei den Festivals war es früher ja so, dass die Leute uns erst entdecken mussten. Und jetzt gibt’s aber schon so einen krassen Kern, der uns schon kennt, und der mit uns auch sofort das Konzert und die Party startet. So wie es sonst eben schon immer bei den Clubshows war, weil da kaufen sich ja Leute bewusst für dich ein Ticket. Die wollen dann eben die Leoniden sehen. Das ist eben auch der Unterschied, zu den Clubshows kommen Leute, die einen schon kennen und mit dir feiern wollen und auf den Festivals sind meistens mehr Leute, aber dafür kennen dich weniger. Aber jetzt gerade glaube ich, wird es einfach genauso geil, wie das ganze Jahr schon.

Auf Laut.de habe ich in einem Artikel über euch folgendes gelesen: „Die Leoniden wollen Musik für alle machen. Hipster, Indie-Kids und Soul-Freaks.“ Stimmt das?

Ja voll! In dem Satz schwingt aber auch irgendwie ein bisschen ein negativer Geschmack mit. Ich finde, das klingt ein bisschen nach Beliebigkeit oder auch nach Opportunismus. Wie so ein wirtschaftliches Ding, dass möglichst viele Leute unsere Klientel werden können. Aber ohne diesen negativen Beigeschmack ist es einfach das größte Lob, was man kriegen kann, wenn einfach Omis, Mamis und Kiddies vor deiner Bühne stehen und das feiern. Und so ist es.

Nina und Jakob von den Leoniden im Interview | Foto: Janis Hinz

Da das Interview für Genre Is Dead ist, müssen wir natürlich auch über Genres sprechen. In welches Genre passt ihr denn? Oder sind euch Genres egal? In euren Songs hört man ja Pop, Indie, mal elektronische Einflüsse. Was sind da eure Einflüsse? In „Iron Tusk“ erinnert mich das Gitarrensolo im Outro z.B. schon stark an die Red Hot Chili Peppers der frühen 1990er Jahre.

Ja danke geil! (lacht) Ich glaube jeder, der mal Gitarrenmusik gehört hat, ist auch Red Hot Chili Peppers Fan gewesen. „Iron Tusk“ ist auf jeden Fall ein Beispiel für die härtere und mehr Alternative Rock- und frickelige Musik. Und sonst finde ich es eine ganz gute Taktik an der Stelle das Ganze umzudrehen und dich zu fragen, was du glaubst, was NICHT unser Genre ist? Was uns nicht gefällt und nicht zu unserem Einfluss gehört?

Okay, das ist echt schwierig.

Ja, sonst muss ich immer die Fragen beantworten (lacht)

Also ich würde jetzt sagen, Metal vielleicht nicht so sehr?

Hm, naja wir haben zwar keine super verzerrten Gitarren oder Double Bass Beats, aber haben auch alle schon recht viel Metal gehört. Also von dem poppigen Metal wie System Of A Down, bis hin zum wirklich nischiger, nischiger, nischiger werdenden Hardcore Punk, ist es eigentlich drin. Außerdem gibt’s auch Moshparts, wie z.B. bei „River“, das ist schon eher eigentlich etwas Metal-lastig. Nächster Versuch, drei Versuche hast du!

Gut, also Techno kann ich mir jetzt nicht unbedingt als Einfluss bei euch vorstellen.

JB ist tatsächlich der ultimative Techno-Freak und hat neben den Leoniden immer Techno-Tracks produziert, fließt also auch mit ein.

Okay, aber Schlager ist definitiv nicht dabei!

Schlager und Ska! Auch bewusst! (lacht). Wobei es natürlich schon ein Anspruch von uns ist, ähnlich wie beim Schlager, Melodien zu schreiben, die man nicht so schnell vergisst – nur ohne, dass sie einem auf die Nerven gehen. Und wenn man Schlager dann aber mit der einfachsten Musik vergleicht, die es gibt, dann sollte man schon im Blick haben, die Mitte zwischen dieser einfachen Musik und dem total Frickeligen zu finden. Das hat dann schon auch auf uns einen Einfluss. Ska hat nur einen Einfluss, weil wir es vermeiden.

Warum?

Das ist einfach scheiße. Ich hasse Ska! Außer, wenn Feine Sahne Fischfielt das machen, das ist cool!

Sprechen wir noch ein bisschen über euer zweites Album „Again“. Ihr habt das ja super schnell aufgenommen. Wie kam es dazu? Denn ihr wart ja auch sehr viel unterwegs.

Wir konnten nicht aufhören. Das ging nicht anders. Wir haben sofort wieder angefangen zu schreiben. Als das selbstbetitelte Album gemixt und gemastert war und noch ausstand, wann es überhaupt rauskommt; haben wir direkt angefangen, weiter zu schreiben. Genauso haben wir es jetzt auch gemacht. Schreiben, schreiben, schreiben. Wir lassen uns dieses Mal vielleicht noch ein bisschen länger Zeit. Es ist auch blöd, zu viel zu schnell rauszubringen, weil ich glaube, man muss dem auch ein bisschen Zeit geben. Es gibt einfach Leute, die kennen jetzt das erste Album nicht und würden sich über Songs freuen. Bevor wir dann bei einem vierten Album sind und die ersten Songs gar nicht mehr spielen oder so, dann lieber alles auch ein bisschen in Ruhe machen. Aber nächstes Jahr kommt bestimmt wieder was!

Wow, da seid ihr ja echt schnell unterwegs. Ich habe in einem Interview mit euch gelesen, dass ihr auch eine Band seid, die gut und gerne über jedes kleinste musikalische Detail diskutiert, ist das nicht anstrengend? Wie kann man sich dann einen Songwritingprozess bei euch vorstellen?

Hart, sehr hart! (lacht) Aber lohnt sich ganz doll. Ich hab noch nie vorher Songs so geschrieben, wie mit den Leoniden und das entwickelt sich bei uns auch immer weiter. Wir sind eine Band, die glaubt zu null Prozent daran, dass – nur weil wir mal gute Songs geschrieben haben – alles, was wir schreiben gut ist. Ich glaube, es gibt Bands, die entwickeln so eine gewisse Dekadenz und glauben ‚Ey Leute, wir können auch einfach ein Jazzalbum machen, es sind schließlich wir. Das ist mega geil!‘ Und dann hört man das und denkt so ‚Ne, ich hör mir lieber ein Jazzalbum an.‘ Das ist irgendwie gurkig.
Und wir haben immer den Anspruch, dass wir das beste Lied, das wir je schreiben; immer zu dem Punkt schreiben. Und deswegen stecken wir jetzt zwar genauso viel Zeit rein, aber wir werden automatisch langsamer, weil wir neben 12 Konkurrenten vom ersten Album, noch zehn weitere vom zweiten haben, die wir irgendwie besiegen müssen. Und ein, zwei Mal ist es jetzt schon gelungen, aber bis die anderen acht bis zehn Tracks fertig sind, dauert es dann noch.

Du hast jetzt ja auch schon dieses „Frickelige“ in euren Songs erwähnt. Das stelle ich mir dann auch ganz schön lang vor, bis ihr euch auf eine Songidee einigt.

Total, weil wir ja auch ganz bewusst nicht so ein enges Genrekorsett tragen und wissen ‚Okay, der nächste Song muss irgendwie ein Up-Tempo-Indie-Song werden, weil wir nur solche Songs schreiben’. Sondern wir können einfach alles machen und diese Freiheit ist aber auch brutal einschränkend. Auch dadurch, dass sich bei uns ja alles um diese zwei Keyboards dreht, die in der Mitte der Bühne stehen, sind wir ja instrumental auch gar nicht so eingeschränkt. Wir können ja auch Chor oder Streicher und Trompeten drücken, das ist schon was anderes, als Gitarre, Bass und Schlagzeug zu haben. Und dann sitzt der eine da und kämpft dafür, dass wir einen souligen Song machen und der andere sagt ‚Nein, wir müssen jetzt den zweiminütigen Punksong machen!‘. Und dann diskutierst du erstmal.

Dann ist mir bei vielen eurer Songs aufgefallen, dass die meisten Songtitel nur aus einem Wort bestehen. Ist das bewusst so gewählt?

Ja, das ist so ein bisschen unsere Art. Wir haben auch schon den Albumtitel für das nächste Album. Auch nur ein Wort. Ich glaube das ist so ein bisschen die ganze Philosophie, ohne dass wir das so metaphermäßig meinen, dass wir jetzt meinen, der Liedtitel repräsentiert unsere generelle Philosophie oder so. Aber bei uns ist eigentlich immer alles kurz und knackig. Wir hassen das, wenn etwas zu ausufert und langweilig wird. Deswegen heißt der Song z.B. einfach „People“. Fertig.

Sagt alles aus.

Genau. Ende. Oder auch nicht. Aber zumindest kannst du was draus machen.

Ihr habt ja auch euer eigenes Label. Ist es für Bands inzwischen vielleicht sogar einfacher mit eigenem Label Musik zu veröffentlichen, auch wenn es vermutlich deutlich anstrengender und zeitraubender ist?

Wenn ich eine Sache gelernt hab, dann ist es, dass man bei solchen Entscheidungen immer auf seine eigenen Füße gucken muss und nicht so richtig nach außen vergleichen darf. Man muss sich überlegen, was ist wirklich für unsere Band, so wie sie ist und so wie das Konzept steht, am besten? Für uns war das das Beste. Und ich würde auch den meisten Indie- und Alternativebands dazu raten, nicht zu schnell einen Deal zu machen, weil die meistens scheiße sind. Und je größer das Label ist, desto frecher werden die Deals. Dann kriegt man 10 000€ und man denkt sich ‚Wow, 10 000€! Wie geil ist das denn?‘, aber dann teilt man das mal durch die Leute in der Band, versteuert das und bezahlt davon noch ein Album und stellt fest, man zahlt trotzdem pro Kopf 500€ drauf. Und dann kriegt man so einen Autorenexklusivvertrag aufgedrückt, dann darf man nur noch für das Label schreiben und sowas. Es ist eben ganz schnell ganz kritisch. Man sollte eher erst spielen, dann dealen. Das ist eigentlich so ein schöner dummer Satz. So ist es einfach. Und wir haben uns auch erst dann Hilfe gesucht, als wir gemerkt haben, dass wir es so groß, wie wir es jetzt angelegt haben, nicht mehr schaffen. Deswegen haben wir jetzt so eine Kooperation gemacht.

Aber das machen ja nicht allzu viele Bands.

Ne, das ist auch schwer und ist mit viel Arbeit verbunden und man braucht auch ein bisschen Kohle.

Also liegt es vermutlich an der vielen Arbeit und letztlich dem Geld?

Ja, das schreckt auch einfach ab. Ich glaube aber auch, dass die Vorurteile in einem drin sind, dass man glaubt, wenn man bei einem etablierten Label unterschreibt, dass man dann schneller dorthin kommt, wo man hinwill. Aber ich hab jetzt schon kleine DIY-Künstler gesehen, die bei Indielabels unterschrieben haben, was für sie letztlich ein riesengroßer Fehler war. Ich hab Hip-Hop Acts gesehen, die bei einem Majorlabel unterschrieben haben und hinterher aber auch total untergegangen sind. Das ist wirklich schwierig. Wenn du jetzt die nächste Yvonne Catterfeld sein möchtest, dann ist es denke ich kein schlechter Weg, einfach direkt mit den großen Strukturen im Rückenwind der großen Acts mitzufahren. Aber wenn du wirklich dein eigenes Ding machen willst, dann musst du das auch strukturell machen. Und bei uns hat das einfach super funktioniert. Danke an Euch alle übrigens! (lacht)

Ihr habt ja auch sicherlich durch das ganze DIY-Ding Sachen gelernt, die ihr vorher noch nicht wusstet.

Ja nur, jeden Tag! (lacht)

Gibt’s da irgendwas Bestimmtest, das ihr jetzt anders machen würdet?

Gitarren werfen wir nicht mehr in eine Lampenfassung…wobei, doch tun wir, aber jetzt haben wir Ersatz dabei. Es kommt immer auf die Bereiche an, z.B. Steuern. Ein Steuerberater lohnt sich. Steuern sind der Endfeind! Das können nur Leute, die ihr Leben den Steuern widmen.

Ihr macht ja auch eure ganzen Merchandise-Verkäufe selbst. Habt ihr euch da vorher Gedanken gemacht, wie man sowas überhaupt macht oder erstmal einfach probiert?

Also ganz viel in der Band läuft auch so, dass wir versuchen zu spiegeln, wie es auf der anderen Seite, also der Fanseite aussieht und es immer so gestalten, wie wir uns selber früher darüber gefreut hätten, als wir Fans von bestimmten Bands waren. Deswegen verkaufen wir weiterhin auch unseren Merch selbst. Jetzt gerade mache ich das immer aus dem Bühnengraben, das geht gerade wieder. Ich hab das einfach geliebt früher und fand das richtig cool, wenn ich eine Band toll fand und ich dann wirklich einfach direkt dem Gitarristen der Band die Kohle geben konnte, dann das Shirt und vielleicht noch eine Unterschrift gekriegt habe. Das ist einfach total wichtig. Manche Bands denken, es ist wichtig, dass man eine Kunstfigur und ein bisschen unnahbar ist. Das ist absolut ein Gegenbeispiel von uns. Also wir versuchen die nahbarste Band, die wir sein können, zu sein.

Es gibt ja auch einige Bands, die extra VIP-Tickets für Meet & Greets verkaufen. Das ist ja auch eher verpönt von vielen DIY-Bands.

Und Geldmacherei?

Das sowieso! Und im Gegenzug gibt’s ja aber zum Glück auch viele Bands, die sowas extrem ablehnen.

Ich glaube, dass der Mensch, der am wenigsten mit dem ganzen Musikbusiness zu tun hat und gar keine Ahnung von den ganzen Strukturen hat, dann aber doch merkt, wenn etwas authentisch ist oder eben nicht. Das merkt man einfach. Auch, wenn du 4 Promille hast und nur noch dein Shirt über dem Kopf hängt, auch dann merkst du, wenn eine Band etwas tut, weil das denen gesagt wird. Und wir sind eine Band, sobald wir sowas bei uns merken, gibt’s direkt ganz neue Regeln. Das ist einfach super wichtig.

Ist das dann auch so, wenn einer aus der Band eine Idee hat, aber alle anderen es total  ablehnen, weil es vielleicht einfach nicht zur Band passt?

Voll! Das wird dann ganz schnell in den Boden gestampft. Also es gibt glaube ich keine Band, die so viel ablehnt, wie wir. Also wir entscheiden uns gegen so viele Dinge, einfach weil das bei uns so ist. Gib mir ein Stichwort und ich kann dir was zu unseren Regeln in der Band erzählen.

Foto: Janis Hinz
Foto: Janis Hinz

Na gut…habt ihr dann auch beim Feiern Bandregeln?

Gute Frage! Klar! Es gibt z.B. die Regel für die Leute in der Band, die ganz gern kiffen, dass sie das eben nicht vor dem Auftritt machen. Ansonsten, keine Drogen, die härter sind. Nirgends. Niemals. Einfach nicht. Ciao, tschüss.

Man will ja dann auch nicht beim Auftritt enttäuschen.

Eben! Aber wir sind dann manchmal auch in Kreisen unterwegs….wenn man dann mal in Berlin bei einer Aftershowparty ist, wo Leute sich irgendwas reindrehen. Dann will ich einfach sagen, ‚Ciao, macht euer Ding, aber ohne mich‘. Es gibt so viele Bands, die klingen irgendwann nur noch nach den Drogen, die sie nehmen. Auf eine ganz schlechte Art und Weise. Nicht so psychedelische LSD-Bands, sondern wirklich aggressive, verkokste Vollidioten. Sowas wollen wir einfach nicht werden.

Du hast ja vorhin auch schon erwähnt, dass ihr sehr nahbar seid. Ihr macht auch viel auf Instagram, berichtet vom Leben auf Tour.

Warte, das kann ich dir auch beweisen! (zeigt sein Handy und öffnet den Instagramaccount der Band) Guck mal, es gibt keine unbeantworteten Anfragen. Wir schreiben immer noch zu 99% allen Leuten zurück. Immer.

Auch, wenn es super viele Nachrichten sind?

Auch dann. Nach einem Konzert hast du manchmal 200-300 Anfragen und dann wird das trotzdem gemacht. Ich guck mir auch alle Videos an. Und dann denkt man sich auch manchmal ‚Oh guck, das können wir nächstes Mal besser machen‘.

Das heißt, ihr lernt dann auch noch mal daraus, wenn ihr das Feedback auf Social Media seht?

Voll! Die Leute, die die Leoniden am kritischsten sehen, sind wir selbst. Deswegen sind wir auch auf große appreciation von anderen Leuten gar nicht angewiesen. Wenn das jemand doof findet, okay.

Was denkst du, wie wichtig ist Social Media für eine Band?

Super wichtig! Auch ein bisschen leider super wichtig. Bei uns total cool, weil wir eine Band sind, der das total steht. Es passt voll zu uns. Aber es gibt ja auch Leute, die tun sich einfach schwer mit Social Media oder auch generell mit sozialen Kontakten, z.B. eher introvertierte Leute. Für die kann das natürlich auch eher schwierig sein. Es kann aber auch total gut sein, dass sie vielleicht plötzlich merken ‚Hey, ich kann über das Internet total viele erreichen.‘ Ich finde das z.B. bei Nura so geil, dass sie einfach so eine digitale Streetworkerin geworden ist, weil sie mit so vielen Kids schreibt und sich da so engagiert. Einfach geil.

Vor allem, wenn man natürlich viele junge Fans hat…

…dann hat man auch eine gewisse Verantwortung! Das muss man wissen und man muss es dann auch leben.

Dann habe ich noch eine Frage, die ich immer am Ende stelle. Wenn du dein eigenes Festival Line-Up bestimmen könntest, welche Bands würden dann spielen?

Das ist richtig schwierig! Wow, es wird leider immer schwieriger. Genre ist zwar dead, aber ich bräuchte noch einen Überbegriff. Was für Leute sollen zu dem Festival kommen? Was sollen die Leute davon mitnehmen?

Okay, dann vielleicht ein Festival, wo man sehr gut Bands neu kennenlernen kann, die noch nicht allzu groß sind.

Da passt ja am besten das Kosmonaut Festival inzwischen. Wenn man ein bisschen in der Szene unterwegs ist, kennt man zwar viele Bands schon. Aber es geht ja um die Leute, die das eben nicht kennen.
Aber ich würde glaube ich, wenn ich selbst ein Festival machen würde, A.) alles drin machen, damit der Regen nicht alles versauen kann. Und B.) geht mein Festival glaube ich einfach über viereinhalb Wochen. Mit Szenetagen. Dann kannst du dir Tickets für alle Tage kaufen und dann kriegst du den Screamo/DIY-Tag, dann kriegst du den Hip-Hop-Tag, dann kriegst du den Soul-Tag, dann den Klassik- und den Metal-Tag und überall lade ich dann meine Lieblingsbands ein.

Dann kommen vermutlich echt alle Leute, die sich nur irgendwie für Musik interessieren.

Genau! Und ansonsten sollte man sich mal Pabst anhören. Wir lieben alle Pabst. Nura und Pabst werden beide Teil des Line-Ups!

Nina Menken:
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