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GENRE IS DEAD! Interview mit Prima Donna’s Kevin Preston

Photo from Dawn Laureen

Übersetzt von Nina Menken

Es ist schon ein riskanter Move, wenn eine Band ihre Instrumente austauscht und etwas Neues wagt. Entweder wird es gut aufgenommen oder von den Fans und Kritikern gehasst. Für ihr fünftes Album S/T hat die kalifornische Band Prima Donna all ihre Sorgen beiseite gelegt und ist in eine neue Richtung gestartet. Der Titel des Albums steht für „Namensgebend“, weil die Band sich noch einmal neu vorstellen möchte. Es ist ein neues Kapitel für die Band und für Frontmann Kevin Preston fühlt es sich an, als würden sie sich nun endlich so darstellen, wie sie sind. Preston hat mit GID über das neue Album, die Herausforderungen, die ihm Eric Palmquist gestellt hat, über sein zweites Projekt The Longshot und über die Entwicklung der Band in den letzten Jahren gesprochen.

GID: Mit S/T beginnt ein neues Kapitel für die Band. Was war der Auslöser dafür?

Kevin Preston: Wir hatten keine Durchhänger mehr. Eine lange Zeit hatten wir dieses genaue Vision, wie unsere Band sein sollte, aber das haben wir jetzt aufgegeben. Wir haben keine Angst mehr. Wir hatten 40 Demos, als wir angefangen haben an der Platte zu arbeiten, und haben nach und nach alles gekürzt. Es gab keine Regeln. In dieser Zeit haben wir viel Roxy Music und Bowie gehört und haben gedacht ‚Ich glaube nicht, dass Roxy Music oder Bowie sich vorher dachten, dass Roxy Music so oder so sein muss oder ein Bowie Song einen speziellen Sound haben muss.‘ Es kam uns so vor, als wären die Leute damals viel mutiger gewesen und es fühlte sich so an, als bräuchten wir das auf.

 

GID: Wart ihr nervös, wie die Reaktionen auf die neue Platte ausfallen würden, da es ja doch sehr anders ist, als das, was ihr bisher gemacht habt?

KP: Nicht wirklich – okay, vielleicht in der Anfangsphase, als wir begonnen haben Songs zu schreiben. Du denkst immer ‚Wir werden sehen, was passiert‘, also hatten wir natürlich schon ein bisschen Bammel. Wir haben auch ein paar Warum-Up Shows gespielt, bevor wir ins Studio gegangen sind. Wir haben zur Hälfte neue Sachen, zur Hälfte alte Sachen gespielt, nur um zu sehen, wie die Leute in unserer Heimat das finden würden, aber es wurde alles gut aufgenommen. Ich glaube sogar, dass die Leute bei den neuen Sachen noch mehr ausgerastet sind. Also wussten wir, dass wir in die richtige Richtung gingen.

 

GID: Für die neue Platte habt ihr mit dem Produzenten Eric Palmquist zusammengearbeitet und er hat euch aus eurer Komfortzone gebracht. Was hat euch bewegt, mit ihm zusammen zu arbeiten?

KP: Er hat bereits mit Mars Voltra zusammen gearbeitet und wir fanden, jemand, der den Sound dieser Band im Studio einfangen kann, ist definitiv in der Lage, auch uns aufpeppen und uns auch mal ausreden zu lassen, wenn wir verrückte Ideen haben. Er mag es, Risiken einzugehen, weißt du. Wir wollten keinen Produzenten, der nur ein paar Dinge verbessert und ein paar Kanten poliert. Wir wollten eher jemanden, der sich auch mal die Hände schmutzig machen will und etwas Neues ausprobiert. Wir mochten einiges, was er in der Vergangenheit gemacht hat und wussten daher, dass er der richtige Mann für uns ist. Außerdem haben wir bereits für eine 7-Inch Single mit ihm zusammengeabreitet vor einigen Jahren und dachten daher, dass er richtig ist. Wir wollten sowieso noch einmal mit ihm zusammenarbeiten und diesmal haben unsere Zeitfenster auch noch gut zusammengepasst.

 

GID: Was war die größte Herausforderung, als ihr das Album aufgenommen habt?

KP: Ich habe mir den Arsch aus der Seele gesungen! Er hat mich singen lassen. Jeder Produzent, mit dem wir bereits zusammengearbeitet haben, hat immer versucht, das Beste aus mir herauszuholen, aber meist hieß es dann ‚Du kannst diese Zeile noch besser singen‘ oder ‚Lass uns es noch einmal anders versuchen.‘ Aber mit Eric habe ich mindestens vier verschiedene    Stimmen für jeden Song eingesungen, keine Ausnahmen. Das waren nicht mal Aufnahmen. Ich hab vermutlich ein Dutzend Aufnahmen für jeden (Of each of just random stuff???). Wir hatten dann eine neue Stimmlage, tiefer, als die eigentliche Hauptmelodie. Ich habe auch eine Aufnahme gemacht, die komplett tief war, nicht unbedingt eine Harmonie, einfach nur eine merkwürdige tiefe Version. Danach habe ich eine richtig hohe Falsett-Version wie Frankie Valley oder Lou Christie aufgenommen. Dann habe ich einige Tracks improvisiert, wo ich einige Sätze wegließ und einfach ein paar Schreie oder Tiergräusche einbrachte. Das war die schwerste Herausforderung für mich, weil ich gewohnt bin, auf einer Melodie oder Harmonie zu singen, aber er wollte wirklich, dass ich wirklich alles gebe und das habe ich getan.

 

GID: Ein großes Thema auf dem Album ist Verrat. War das beabsichtigt oder hat es sich während des Schreibprozesses so ergeben?

KP: Es kam völlig natürlich. Es gab einige Songideen und Entscheidungen, wie der erste Track „4 Real“. Ich wollte unbedingt einen Song über das Verschwinden von Richey Edwards von den Manic Street Preachers schreiben. Ansonsten lege ich mich nicht fest, ob ich einen Lovesong oder einen solchen oder solchen Song schreibe. Aber bezogen auf das Thema Verrat, sind es sehr unterschiedliche Songs. Ich hab mich sehr auf Freundschaften konzentriert, die sich verändert haben. Manche mögen annehmen, dass die Songs über eine verlorene Liebe oder eine Trennung handeln, aber ich wollte diesmal über Freundschaft schreiben, also ist davon sehr viel in meine Lyrics geflossen. Und einige davon beziehen sich auf das verrückte soziale und politische Klima momentan. Jeder fühlt sich von allen Seiten verraten. Es ist keine Untergangsplatte, aber ich habe definitiv einiges davon in meine Texte gesteckt.

GID: Hat es sich für dich so angefühlt, als wäre es das Album, für das Prima Donna schon lange gearbeitet hat und die anderen haben schließlich versucht, deine Soundidee nachzuvollziehen?

KP: Das würde ich nicht unbedingt sagen, denn wenn wir zurück schauen, dann wissen wir genau, an welchem Punkt wir waren, als wir die älteren Alben gemacht haben. Sie sind wie perfekte Momentaufnahmen von dem, was wir damals waren. Wir haben keine Platte, bei der wir nicht wissen, was wir uns dabei gedacht haben oder wo uns jemand reingeredet hat. Jeder Platte, die wir gemacht haben, hat uns gehört. Es waren immer komplett wir zu dieser Zeit und bei dieser Platte ist es genauso. Wir mussten durch so viele Veränderungen gehen müssen seit dem letzten Album; das kannst du hören.

 

GID: Neben Prima Donna spielst du auch in Billie Joe Armstrongs neuem Projekt The Longshot. Wie kam es dazu?

KP: Oh Mann, ich habe einen wirklich tollen Anruf von Billie Joe vor ein paar Monaten bekommen. Er sagte ‚Ich habe ein paar Songs geschrieben. Ich will wissen, was du darüber denkst.‘ Also hat er mir „The Last Time“ und „Taxi Driver“ geschickt und ich dachte nur ‚Wow, die sind großartig.‘ Ich habs ihm nicht gesagt, aber ich habe sie mir zehnmal hintereinander angehört, bevor ich ihm zurückgeschrieben habe. Ich sagte ihm ‚Die Songs sind großartig.‘ Und er meinte ‚Willst du mit mir in der Band spielen? Was denkst du darüber?‘ Lass es mich so sagen: ich musste gar nicht darüber nachdenken. Das war vor ein paar Monaten und jetzt sind wir mitten in der Tour. Es war wie ein riesiger Wirbelsturm und es macht so viel Spaß.

GID: Ist es eine Pause für dich, da du nicht der Frontmann bist?

KP: Für mich ist es so vieles. Ich liebe es Gitarrist zu sein. Ich mache es von Zeit zu Zeit immer wieder und es ist einfach cool. Man lernt von den Größten. Ich spiele immerhin mit Bille Joe und manchmal schaue ich ihm zu und genieße es richtig. Ich habe mal ein Rolling Stones Interview mit Bill Wyman gehört; er war wie eine Statue auf der Bühne. Er hat sich nicht bewegt, weil er es liebte, Mick [Jagger] zuzuschauen. Und manchmal fühle ich mich auch wie er. Ich bewege mich zwar deutlich mehr als er, aber ich beobachte Billie auch immer wieder dabei, wie er sein Ding macht. Er ist einfach einer der Besten und ich kann einfach nur dasitzen und alles in mich aufsaugen. Jedes Mal, wenn ich an der Gitarre bin, kriege ich eine neue Perspektive und ich erinnere mich immer wieder daran, wie es ist und wie die Dynamik sich anfühlt. So nehme ich gewisse Dinge anders wahr, es ist einfach eine ganz andere Perspektive. Es ist merkwürdig, weil du denkst erstmal nicht, dass es so ist, aber jeder Teil dieses Teams ist anders.

GID: Das ist auch nicht das erste Mal, dass du mit Billie zusammenarbeitest. Prima Donna haben nicht nur mit Green Day getourt, sondern du hast auch mit ihm für Foxboro Hot Tubs zusammengearbeitet. Wie war es, über die Jahre mit Billie zusammenzuarbeiten?

KP: Ich könnte mir den Mund fusselig reden über Billie! Er hört einfach nicht auf zu arbeiten. Es ist verrückt. Ohne Zweifel, er ist der produktivste Typ, den ich je getroffen habe. Der Typ schreibt und schreibt einfach mit Leidenschaft. Ich denke oft über solche Leute nach und auf dem Papier wirken sie immer super streng und ruhig als würden sie ständig am Arbeiten sein. Aber Billie ist richtig lustig und entspannt und es ist angenehm, mit ihm Zeit zu verbringen. Er ist das totale Gegenteil von dem, was du über ihn denken würdest, aber ich kann dir sagen, er hat immer wieder neue Ideen. Er arbeitet immer, auch wenn er nicht arbeitet. Es ist echt faszinierend. Er lebt für den Rock’n Roll. Das steckt an, wenn du mit ihm zusammen bist.

 

GID: Kommen wir zurück zu Prima Donna, ihr macht jetzt schon eine Weile Musik zusammen. Wie hat sich die Band entwickelt über die Jahre?

KP: Als wir angefangen haben, war ich total besessen von 70s Rock’n Roll. Diese Explosion der Rockmusik zwischen, sagen wir 72 bis 77, war einfach nur verrückt. Es reichte vom UK Glitterrock zum Punkrock, den wir alle lieben. Das ist das, was wir machen wollten. Wir wollten jung und verrückt sein und wir wollten eine Band sein, die niemand kannte und niemand wusste, wie sie sein wird und es ging total auf. Wir haben ständig gespielt. Wir hätten wirklich überall gespielt damals. Es war immer eine riesige Party. Dann kam „Bless This Mess“ raus und wir wurden etwas ernster. Wir haben definitiv weniger Party gemacht. Wir haben uns mehr fokussiert und nun verbessern wir uns immer mehr, wenn wir im Studio arbeiten.

GID: Einer eurer größten Fans ist E Steet Bands Stevie Van Zant. Wie fühlt es sich an, wenn eine Legende eure Musik mag?

KP: Worte können es nicht beschreiben. Er spielt uns in seiner Radioshow, seit der Veröffentlichung unserer ersten Platte. Als wir das erste Mal davon erfuhren, waren wir gerade auf Tour – ich glaube wir saßen in Oklahoma, ganz weit weg von Zuhause. Wir konnten es nicht glauben. Wir können es eigentlich immer noch nicht glauben. Er hat mich auf seine Liste gesetzt, um ihm und [Bruce] Springsteen zu sehen und es ist völlig verrückt. Wir hatten ein bisschen neues Material aufgenommen und er wollte die Platte direkt rausbringen und so entstand das Album erst. Es ist verrückt. Er ist wie Billie Joe – sie Seelenverwandte. Der Typ arbeitet permanent und macht ständig irgendwas, das mit Musik zu tun hat.

GID: Als ihr angefangen habt, hast du jemals gedacht, du würdest auf einer Liste stehen, um Springsteen zu sehen?

KP: Nein, niemals. Ich hatte das Glück, ihn einige Male live zu sehen, aber das erste Mal, als ich ihn sah, stand ich neben der Bühne, direkt hinter Rob Lowe, der versucht hat Fotos von Stevie und Springsteen zu machen. Es war saukomisch. Irgendwo habe ich ein Foto von Rob Lowe, wie er wiederum Fotos von Springsteen macht. Es war wie im Rausch.

GID: Was sind eure Pläne für den Sommer?

KP: Über den Sommer verteilt haben wir einige Shows mit James Williamson, welcher mal bei The Stooges Gitarre gespielt hat. Er hat gerade eine neue Platte veröffentlicht, also supporten wir ihn bei einigen Konzerten an der Westküste. Dann haben wir einige New York- und Ostküsten-Konzerte. Und schließlich geht’s wieder nach Europa im Herbst. Wir haben auch Gespräche über Shows in Zentral- und Südamerika. Wir versuchen wirklich, das hinzukriegen, also noch keine Versprechen an die Fans dort, aber wir versuchen wirklich, endlich dorthin zu kommen.

GID: Cool! Ward ihr jemals dort?

KP: Wir waren noch nie dort, aber uns wurde gesagt, unsere Songs werden dort im Radio gespielt. Es ist verrückt. Wir haben ein paar Songs in Brasilien und Peru, die sogar in die Charts eingestiegen sind, also müssen wir einfach dorthin.

S/T ist jetzt überall im Handel.

 

Ashley Perez Hollingsworth:

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