Das kommt mit Druck, und das kommt gut! “Faust”, das erste Lied vom neuen Album Ja als ob von Itchy geht direkt in die Dauerschleife. Es fängt an mit hartem Beat, und hat geilen Text. Das hat Suchtfaktor.
Rockig, treibend, mit eingängigen Melodien – und eine gehörige Portion Punk in den Texten: Itchy liefern ihr achtes Album Ja als ob – und sie singen diesmal auf Deutsch. Das ist eine echte Überraschung! Die drei Schwaben Sibbi (Sebastian Hafner), Panzer (Daniel Friedl) und Max (Maximilian Zimmer), die sich 2001 aus einer Schulband als Itchy Poopzkid gegründet haben, müssen sicher nicht wegen des Erfolges was Neues ausprobieren: sie haben bereits mehr als 900 Konzerte hinter sich, darunter auch eine Tour mit Bad Religion, ihr sechstes Album Six landete auf Platz fünf der deutschen Albumcharts; ein Buch haben sie veröffentlicht (How to survive as a rockband) und eine Plattenfirma gegründet. Jetzt machen sie wieder was Neues und wechseln die Sprache. Wieso auch nicht? „Was soll uns schon passieren?“, wie sie in “Faust” singen. Und die Texte leicht verstehen zu können ist sicher kein Nachteil.
Die sind rockig, punkig, kritisch: sie handeln davon, dass man seine „Fresse aufmachen muss“ („Meine Fresse“), von Konsumrausch („Unser Lied“) und davon „nie zu kapitulieren … gegen Intoleranz“ („Nicht weg“). Einmal gönnen uns Itchy „drei Minuten Sicherheit“ („Beyonce & Jay-Z“). Aber natürlich provozieren sie auch hiermit nur und kommen doch wieder bei Umweltkatastrophen und Trump-Tweets an.
Musikalisch ist das Album abwechslungsreich – wie immer: sie bleiben rockig und schnell, wobei sie beim Gesang tatsächlich nochmal schneller geworden sind. Das zeigt schon Zungenfertigkeit was sie da in „Ja als ob“ liefern. Bei allen Bässen und Drums bleiben sie aber melodiös, was sicher Grund dafür ist, dass sie manchmal als Pop-Rock klassifiziert werden – es hilft aber auch dabei, das Album entspannt wieder und wieder zu hören.
Itchy mögen minimalistische Anfänge und bauen ihre Songs dann wuchtig auf: „Ja als ob“ beginnt mit einem verzerrten Gitarrenriff, „Unser Lied“ mit zwei Takten reinen Drums, und „Herzlich Willkommen“ mit einer zentralen Textzeile, die uns ins Ohr geschnurrt wird. Am liebsten will ich das immer hören, wenn ich daheim die Tür aufmache.
Gegen Ende wird das Album nachdenklicher und getragener. „Pflastersteine“ dreht sich um Frust und Stress, den man gemeinsam durchsteht, und „Wo seid ihr denn alle“ besingt den Tod von Rockgrößen wie Lemmy Kilmister und Amy Winehouse.
Woran denk ich beim Hören, womit lässt sich das Album vergleichen, außer mit Itchy selbst? An klassische Rockbands wie Blink182 oder Bad Religion mit einer ähnlichen Mischung aus hartem Rock und Melodie, und Druck den die Songs haben. Die Sterne fallen mir bei „Faust“ ein – “Was hat dich bloß so ruiniert” hat den gleichen schnellen Sprechgesang. Und einmal Deichkind bei „Ja als ob“ wegen der verzerrten Gitarren und dem schnellen Sprechgesang im Stakkato.
Itchy - Ja Als Ob
Fazit
Das kommt gut, das macht Lust auf die Tour, auf pogen und grölen, und auf mehr Itchy.
Lieblingszitat der Platte:
„Wir stellen keine Fragen, wir stellen nur noch Forderungen“ (Faust“)
ITCHY
JA ALS OB TOUR 2020
19.03.20 DE – Wiesbaden – Schlachthof
20.03.20 DE – Köln – Live Music Hall
21.03.20 DE – Hamburg – Markthalle
27.03.20 DE – Dresden – Beatpol
28.03.20 DE – Berlin – Festsaal Kreuzberg
03.04.20 DE – Nürnberg – Hirsch
04.04.20 CZ – Prag – Rock Cafe
17.04.20 DE – München – Backstage
18.04.20 AT – Wien – Flex
24.04.20 CH – Zürich – Dynamo
25.04.20 DE – Stuttgart – LKA-Longhorn
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