Endlich ist die beste Band der Welt zurück! Am 16. Mai eröffnete das Konzert im Warschauer Progresja die Miles & More Tour, eine kleine Clubtour durch Europa, die natürlich gefühlte zwei Sekunden nach Presale-Beginn restlos ausverkauft war. Für mich war damals klar, dass ich so viele Konzerte wie möglich sehen möchte. Schließlich könnte dies die letzte Tour der Band aus Berlin (aus Berlin!) in so kleinen Hallen sein. Dank der Zusammenarbeit mit einer guten Freundin (Danke, Jenni!) konnte ich im Vorverkauf-Massaker vier Karten ergattern: Mailand, Strasbourg, London und Brüssel. Die perfekten Städte um eine kleine Interrail-Tour durch Europa zu machen! Interrail heißt: ein Zugticket, dass in ganz Europa gültig ist (der sog. Global Pass). Man kann damit spontan in die Züge hüpfen, wie man gerade lustig ist und so Europa auf eigene Faust entdecken. Der positive Nebeneffekt ist außerdem, dass man nicht so viel CO2 in die Welt hinaus pustet, wie mit dem Flieger oder dem Auto. Trotzdem ging es am 17. Mai erstmal mit dem Flieger gen Mailand. Das Konzert der die ärzte war dort zwar erst am 23. Mai, aber wenn man schonmal im Frühsommer nach Italien reist, muss man noch etwas "La Dolce Vita" mitnehmen, oder? Nach einer Woche Aperitivo, Pasta, Risotto a la Milanese, Comer See, Verona und Abhängen im Mailänder Crazy Cat Café war dann endlich Konzerttag. Der Mailänder Dom - mehr Touri-Fotos gibt es auf Instagram unter @meliciraptor Das Crazy Cat Café in Mailand Google Maps und ich = Liebe Varenna am Comer See Mein Interrail Travel Diary 23. Mai 2019, Alcatraz, Mailand (Italien) Das Alcatraz war mit einer Kapazität von 3000 Menschlein die größte Location der Miles & More Tour. Beim Ticketkauf konnte man sich zwischen einem Direktversand mit den entsprechenden Kosten und der Abholung des Tickets vor Ort entscheiden. Die meisten Fans entschieden sich für letzteres, was auch problemlos lief. Die Warteschlange vor dem Alcatraz Nach Öffnung des Box Offices gab es wohl längere Wartezeiten, aber als ich mein Ticket gegen 16 Uhr abholte, war ich in zehn Minuten durch. Auch der Einlass und die Abwicklung an der Garderobe sowohl vor als auch nach dem Konzert ging sehr schnell. Das Alcatraz an sich gefiel mir sehr gut. Der große Innenraum wurde von zwei kleine Tribünen im hinteren Bereich ergänzt. Perfekt für die Besucher, die das Konzert ganz in Ruhe ohne Gedrängel und Bierdusche erleben wollten. Gar nicht feierlich waren allerdings die Getränkepreise! Als Wassertrinker kam ich mit 3 Euro pro Getränk noch ganz gut davon, aber das Bier war mit 6 Euro ganz schön teuer. Die Stimmung unter den Besuchern war trotzdem grandios. Da die Location so groß war, war es für viele Fans das einzige Konzert der Tour, für das sie ein Ticket ergattern konnten. Demnach erlebten viele hier ihr erstes ärzte-Konzert nach sechs Jahren Wartezeit und waren dementsprechend ausgelassen. Außerdem tummelten sich auch hier wieder viele Fans, die aus der Miles & More Tour eine kleine Europa-Reise gemacht hatten. Ihre Erzählungen von den Konzerten in Warschau, Prag, Ljubljana und Zagreb machte nur noch mehr Lust auf das Konzert und man wurde doch langsam ungeduldig. Pünktlich um 20:30 Uhr hatte die Warterei aber ein Ende als Rod Gonzales, Bela B. und Farin Urlaub endlich mit dem Opener "Rückkehr" auf die Bühne kamen. Ich stand im vorderen Mittelfeld auf der linken Seite, wo alle direkt mittanzten und den neuen Track der Doppelsingle "Drei Mann - zwei Songs" auch teilweise mitsingen konnten. Sofort spürbar war, dass die Band richtig Bock hatte, so lieferten sich Farin Urlaub und Bela B. wieder ihre legendären Verbalschlachten, was immer wieder pures Entertainment ist. Auch improvisiert wurde fleißig. Bei einem recht eigenwilligen Cover von "Felicità", dem Hit von Albano und Romina Power, drehten sich sogar die italienischen Securities lachend um. Mit der Miles & More-Tour trieben die ärzte den Musik-Tourismus noch mal richtig auf die Spitze. Da macht sich die multi-linguare Geheimwaffe Farin Urlaub natürlich bezahlt, der in Mailand mit flüssigem Italienisch glänzte und spontan "La donna é mobile" anstimmte. Besonders sympathisch fand ich, dass er tatsächlich überrascht schien, dass 3000 Leute die Reise nach Italien in Kauf genommen haben, um die beste Band der Welt zu sehen ("Alter, 3000 Leute in Italien und alle sprechen Deutsch!"). Die Setlist Für die Miles & More Tour hatten die drei Herren zwei Setlisten vorbereitet - ich nenne sie im folgenden Set A (Mailand/London) und Set B (Strasbourg/Brüssel), die sich aber von Show zu Show durch Improvisationen leicht unterschieden. Das Resultat war eine gute Mischung aus Hits und Fan-Favoriten, aber trotzdem waren viele Ultra-Hardcore-Fans enttäuscht, weil sie im Rahmen einer Clubtour mehr Raritäten erwartet hatten. Ich persönlich fand die Zusammenstellung aber sehr gelungen, weil sie keinen Moment langweilig wurde. Besonders stark empfand ich "Bravopunks", das live einfach immer ein mega Kracher ist und an zweiter Stelle im Set gut platziert war. Auch der folgende Song "Wie es geht" hält sich nach 19 Jahren noch weit oben auf der Beliebtheitsskala und hat die Stimmung in der Halle weiter aufgeheizt. Belas "Lied vom Scheitern" wurde ebenso laut mitgesungen, wie Rods "1/2 Lovesong". Härter wurde es dann wieder mit dem großartigen "Ignorama" und "Vermissen, Baby". Ein absolutes Highlight bei jedem Konzert ist "Himmelblau", das einfach die pure Lebensfreude erweckt. In diesem Set gab es außerdem "Sweet Sweet Gwendoline", auch ein persönlicher Favorit. Leider wurde vom letzten Album auch nur "Fiasko" gespielt. Auch, wenn das Album bei vielen Fans - und anscheinend auch bei der Band selbst - eher unbeliebt ist, mag ich viele der Songs sehr gerne und hatte zumindest auf einen weiteren Song, z.B. "M+F", "TCR", "Bettmagnet" oder "Ist das noch Punkrock..." gehofft. "Fiasko" ist aber live ein super Stück und ich war happy, dass sie sich diesen Song für die Tour herausgepickt hatten. Der Blick auf die Bühne im Alcatraz Der in den 80ern geschriebene, bisher unveröffentlichte und nur für die Miles & More Tour wiederbelebte Song "Klaus, Peter, Willi und Petra" ist bei der Menge richtig gut angekommen und sollte sich im weiteren Tourverlauf zu einem absoluten Highlight entwickeln. Das neue "Abschied" glänzte mit einem besonders ausgedehnten Intro zu dem Bela und Farin die verschiedensten Balladen coverten. Wie schon erwartet, knallt der Song ordentlich live und es ist einfach wunderschön absurd, 3000 Menschen fröhlich tanzend "Los, komm, wir sterben endlich aus!" brüllen zu hören. Spätestens nach "Heulerei" und "Revolution '94/Kopfüber in die Hölle" wurde es zeitweise so heiß in der Halle, dass der ein oder andere Poger doch mal eine Pause brauchte und die Band zwischendurch skeptisch fragte, ob das Publikum schon kaputt ist. Mit drei Zugaben erfüllte die beste Band der Welt dann aber noch alle Erwartungen und gab im "Hitblock" mit "Schrei nach Liebe", "Junge", "Unrockbar" und "Hurra" am Ende noch mal richtig Gas, bevor "Dauerwelle vs. Minipli" dann das Ende des Konzertes einläutete. Miles & More Tour - Set A Edit this setlist | More Die Ärzte setlists Zusammenfassend hat mich die Show in Mailand wirklich überzeugt. Die Befürchtung, dass die große Halle das Clubshow-Feeling nimmt, hat sich nicht bestätigt. Das Publikum hat während der ganzen Show ausgelassen gefeiert, allerdings kommt es natürlich immer darauf an, wo man steht und wie man den Abend nutzt. Ein besonderes Highlight: Während "Unrockbar" hat sich das gesamte Publikum unaufgefordert hingesetzt, um dann im Refrain aufzuspringen. Dafür gab es dann auch lobende Worte von Herrn Urlaub. Die Harmonie in der Band war deutlich spürbar und hat Lust auf mehr die ärzte gemacht. Ein gutes erstes Konzert auf meiner ärzte-Tour durch Europa! Am nächsten Tag ging es schon um kurz nach 7 mit dem Zug gen Strasbourg. Dort erwartete mich das totale Kontrastprogramm, denn die Location "La Laiterie" fasst nur 1000 Besucher. Wie es in Strasbourg weiter ging, könnt ihr auf der nächsten Seite nachlesen. 24. Mai 2019, La Laiterie, Strasbourg (Frankreich) Falls ihr mal auf der Suche nach einer besonders schönen Zugstrecke seid, kann ich euch die Milano Centrale - Basel SBB Verbindung wärmstens empfehlen. Ab 07:23 Uhr ging es am Lago Maggiore vorbei weiter durch die Schweizer Alpen nach Basel. Nach einem kurzen Umstieg war ich dann auch schon zur Mittagszeit in Strasbourg. Wie schon in Mailand warteten dort schon viele Fans vor der Location, doch anders als in Italien gab es hier viele Leute, die ohne Ticket auf "gut Glück" angereist waren und nun voller Hoffnung mit Schildern am Rand standen. Durch solche Szenen wurde einem noch mal bewusst, wie sehr Bela, Farin und Rod in den letzten Jahren von ihren Fans vermisst wurden. Relativ pünktlich startete der Einlass. La Laiterie besteht aus einem großen Saal für ca. 1000 Personen und einem kleinen Club für ca. 300 Personen. Das Konzert fand im großen Saal statt, der einen recht kleinen Innenraum vor der Bühne besaß, während der hintere Teil aus einer Stehtribüne bestand. Das garantierte allen, die nicht im vorderen Bereich tanzten oder pogten, eine besonders gute Sicht auf die Bühne. An der Stelle muss ich auch mal die Wasserversorgung lobend erwähnen. In Strasbourg - wie übrigens auch in London - gab es nämlich Wasser in Flaschen, was sehr praktisch ist, wenn man ein 3-Stunden-Set vor sich hat. Stay hydrated und so. Eingedeckt mit H2O stand meinem zweiten Kapitel der Miles & More-Tour also nichts mehr im Wege. Das Set startete pünktlich mit dem wunderschön schrägen "Also sprach Zarathustra" von Portsmouth Sinfonia, gefolgt vom ersten Block bestehend aus "Rückkehr", "Bravopunks" und "Wie es geht". Hier wurde Set B gespielt, was bedeutete, dass "Nie wieder Krieg, nie wieder Las Vegas" durch "B.S.L" ausgetauscht wurde, sowie "Geisterhaus" und "Vermissen, Baby" durch "Sohn der Leere" und "Anti-Zombie". Weiter gab Bela "Omaboy" statt "Manchmal haben Frauen..." zum Besten, während Farins "Sweet Sweet Gwendoline" Platz für "Außerirdische" machen musste. Als besonderes Schmankerl gab es ein Tutorial für das anspruchsvolle "A-Moll", das nicht nur bei Farin, Bela und Rod Lachkrämpfe auslöste. Mittlerweile häuften sich die Songwünsche aus dem Publikum von "Geschwisterliebe" bis "Monsterparty", so dass Farin Urlaub sich dann doch gezwungen sah, kurz darauf hinzuweisen, dass die Band eine Setlist hat, an die sie sich gerne hält. Als dann aber wenig später das Publikum geschlossen "Lady" wünschte, belohnte Rod die Menge mit dem Klassiker, bevor er fließend in "1/2 Lovesong" überging. Im Hitblock wurde dann auch noch schnell die erste Strophe von Erna P. in "Junge" integriert. Bei so viel Improvisationen musste dann "Hurra" aus der Setlist fliegen, was ich tatsächlich auch gar nicht so vermisst habe. Bela B. aka Der Fürst der Finsternis aka Der Graf Insgesamt war die Stimmung im Publikum nochmal besser als in Mailand. Es wurde noch mehr mitgesungen, getanzt und viel gecrowdsurft. Die kleine Location sorgte für eine besondere Nähe zur Band, was der Show sichtlich gut getan hat. Ich habe es tatsächlich bis in die zweite Reihe geschafft, was immer ein besonderes Erlebnis ist - insbesondere bei einer so legendären Band. Fun Fact: Der Geruch im vorderen linken Bereich wurde regelmäßig durch Farins Pfefferminztee aufgefrischt, was durchaus angenehm war. Rod hatte sichtlich Spaß an der Show Gute Stimmung auf der Bühne Farin hat nicht nur Tee getrunken, sondern auch mal Gitarre gespielt Meine persönlichen Highlights (neben meinen All-Time-Favorites "Bravopunks", "Abschied", "Angeber" und "Ignorama") waren "B.S.L.", bei dem die Menge richtig ausflippte, und "Klaus, Peter, Willi und Petra", der sich langsam zu einem hartnäckigen Ohrwurm entwickelte, den ich übrigens bis heute noch nicht losgeworden bin. Nach der Show musste ich dann erstmal einen kurzen Abschied von der besten Band der Welt nehmen, denn ich hatte keine Karten für Amsterdam und Luxembourg bekommen und deshalb andere Pläne gemacht. Nach einem kurzen Abstecher ins schöne, aber stressige, Paris, fuhr ich bereits am Samstagnachmittag mit dem Zug nach Dover, England, wo ich das Wochenende verbrachte. Danach besuchte ich meine beste Freundin und ihre Familie im schönen Bristol, um dann am 29. Mai nach London zu fahren. Was ich beim Konzert im Electric Ballroom und beim Tourfinale in Brüssel erlebt habe, könnt ihr in Kürze hier auf GENRE IS DEAD! lesen. Um die Wartezeit zu verkürzen, gibt es am Freitag auf Instagram Updates vom Rock im Park Set der die ärzte! Folgt uns also unter @genreisdead!