„What are all these bloody Germans doing here?” fragte sich ein Londoner, als er die lange Warteschlange vor dem Einlass der O2 Acadamy Islington sah. Lustigerweise ist die Konzertlocation direkt in einem Einkaufszentrum, sodass es dort definitiv auffällig war, dass plötzlich so viele Fans aus Deutschland angereist waren, um zwei Rapper zu sehen: Casper und Marteria. Im Sommer haben die beiden mit „1982“ das erste gemeinsame Collaboalbum veröffentlicht – etwas, worauf beide Fanlager lange gewartet haben.
Die für nächstes Jahr angekündigte Open Air-Tour ist inzwischen schon fast komplett ausverkauft. Was passte da besser, als eine kleine Clubtour in Europa zu spielen? Die selbstbetitelte „Europa Bambaataa“-Tour führte Casper und Marteria u.a. nach Amsterdam, Paris, Prag und eben London. Das Gute an Konzerten im Ausland ist ja, dass man es als Fan hervorragend mit einem kleinen Urlaub verbinden kann. So blieben auch wir gleich ein paar Tage länger in London. Schließlich hat die Stadt noch mehr zu bieten, als die O2 Academy Islington, die sich übrigens als eine ziemlich gut organisierte Location herausstellte. Über das kostenlose Wasser an der Bar nach dem Konzert haben wir uns doch sichtlich gefreut.
Denn das brauchte es auch nach den schweißtreibenden 1,5 Stunden, die Casper und Marteria spielten. Als ersten Song gab es den Albumopener „1982“, gefolgt von „Champions Sound“ und „Omega“. Bereits der vierte Song der Setlist zeigte dann die Richtung an, in die das Konzert fortan gehen sollte: „Adrenalin“. Ein riesiger Moshpit bildete sich inmitten der ca. 800 Fans und ab da an gab es kein Halten mehr. Es wurde gesprungen, gesungen, geschwitzt und vor allem durchgedreht.
Zwischen ihren Songs machten die beiden immer mal wieder buddymäßige Ansagen und kündigten kurzerhand „Alles verboten 2.0“ für das nächste Jahr an. Casper erzählte außerdem immer wieder etwas amüsiert von seiner Vorliebe für frittiertes Essen, die er im USA-Urlaub vor der Tour mal wieder nachgegangen war. Von Jetlag übrigens keine Spur, im Gegenteil: die beiden waren ziemlich gut drauf.
Die Setlist beinhaltete fast alle Songs vom gemeinsamen Album, ließ aber auch ein paar Slots für ihre Solohits zu. So kamen sowohl Marteria-, als auch Casper-Fans in den Genuss von „Kids“, „Bengalische Tiger“ sowie „Im Ascheregen“ und „Jambalaya“. Zwischendurch ging außerdem in der Menge das Gerücht umher, dass möglicherweise Kraftklub einen kleinen Gastauftritt haben könnten, schließlich wurde die Band vor dem Konzert bereits an der Location gesichtet. Doch es blieb letztlich nur bei einem privaten Besuch ihrer Musikerfreunde.
Mit einem zweiten Mal „Adrenalin“ beendeten Casper und Marteria schließlich ihr Zugabenset und ließen alle Anwesenden mit einem völlig durchnässten T-Shirt, aber einem sehr breiten Grinsen raus in die regnerische Londoner Nacht.