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Konzertbericht: Frank Carter & The Rattlesnakes bei Jera On Air

Copyright: Maxim Shesterikov / genreisdead.com

Übersetzt von Frances Knoll

Das Jera On Air lässt keine Zeit zum Verschnaufen. Kaum hat sich das Publikum von Touché Amoré erholt, drängt es sich schon zum nächsten Zelt, um einen weiteren Hochkaräter des Harcore live zu sehen. Ja, meine Damen und Herren, es ist Zeit für Frank Carter and the Rattlesnakes!

Frank Carter ist für die Musikszene das, was Marihuana für den Garten ist: egal wie sehr du versuchst es loszuwerden, es ist so hartnäckig, dass es immer wiederkehrt. Und auch wenn einige Menschen schöne Blumen bevorzugen, spricht hin und wieder nichts gegen ein bisschen Gras und zur Abwechslung eine Band, die sich nicht an die Normen hält.

Eine schnelle Punk Rock Geschichtsstunde: Frank Carter startete seine Musikkarriere als Frontmann der Band Gallows und schrieb die ersten zwei Alben Orchestra of Wolves und Grey Britain der Band. Nachdem er 2011 aus der Band ausstieg, gründete er zusammen mit Jim Carroll die Band Pure Love, mit der er 2013 ein Album veröffentlichte. Die Band machte bis 2014 aktiv Musik. 2015 kehrte Frank Carter mit seinem Projekt Frank Carter and the Rattlesnakes mit einem Knall zurück. Kurz nach ihrem Debüt, veröffentlichten sie ihr Debütalbum Blossom. Anfang 2017 folgte ihre nächste Platte Modern Ruin. Zwei Alben in nur 1 ½ Jahren zeigt die unglaubliche Arbeitsmoral der Band. Ob eine ausverkaufte Solotour oder eine Tour mit niemand geringerem als den Foo Fighters – Frank Carter and the Rattlesnakes wissen wie man eine Party schmeißt. (“Take it easy” kommt dabei aber eher nicht in ihrem Wortschatz vor).

Ein bis an den Rand gefülltes Zelt war also das Ergebnis der Vorfreude des Publikums. Alle wollten den rothaarigen englischen Powermann und seine Band spielen sehen. Die Masse verfiel Carter beim ersten Song “Juggernaut” sofort und wurde zum Spielball in Carters tätowierten Händen. Egal wie verlockend der Gedanke von Pogen im Moshpit auch war, ich schwitzte bereits wie ein Schwein und mir war es einfach zu heiß dafür. Als Carter in das Publikum ging, stieg wie in einer Saune, eine Wolke aus feuchtem Nebel aus der Menge und ich denke es roch nicht nach Eukalyptus.

Der Rest des Auftritts war genauso energiegeladen und schweißtreibend wie der Anfang. Auch Songs, die sich eigentlich weniger für Moshpits eigneten wie “Lullaby”, den Carter für seine Tochter schrieb, schafften es einen Wirbelwind aus Menschen zu erschaffen, die in der Mitte des Zeltes zusammenstießen.

Für den Song “Jackals” versuchte Frank Carter das größte Moshpit des Tages zu erschaffen in dem er die Leute bis an die Ränder des Zeltes drängte. Auch wenn das nach einer genialen Idee klingt, gab es zwei Probleme dabei: 1. Er hätte vielleicht einen Song wählen sollen, der länger als 56 Sekunden dauert, da die Leute sich erst gegen Ende des Songs bewegen konnten. 2. Es waren 30 Grad. Genug gesagt. Vielleicht können wir beim nächsten Mal die größte Eis-essende Menschenpyramide bauen. Was meinst du Frank?

Der letzte Song des Sets “I Hate You” ist ein Klassiker, der jedem Arschloch in deinem Leben gewidmet ist. Als die Band die Bühne verlies, haben sie mal wieder eine brillante Punk Rock Show geschaffen. War es die denkwürdigste des Festivals? Vielleicht nicht, aber es war definitiv eine der heißesten.

Linda Köke:
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