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Konzertbericht: Atreyu in Berlin [mit Fotogalerie]

Foto: Thomas Eger

Was macht man, wenn man in Stuttgart wohnt, eine deiner Lieblingsbands nur im nördlichen Teil des Landes spielt, aber eine andere gute Band aus Stuttgart als Support am Start hat? Richtig, man bucht sich einen Flug und fliegt hin. Das klingt jetzt erstmal komisch, war es mir aber definitiv wert, um Atreyu endlich live zu erleben. Kurz vor Tourstart mussten die Kalifornier einen herben Rückschlag hinnehmen. Frontmann Alex Varkatzas litt schon etwas unter akuten Rückenbeschwerden und folgte dem ärztlichen Rat, die Tour auszusetzen. Atreyu haben aber eine sehr gute Lösung gefunden, um doch die anstehenden Konzerte spielen zu können.

Ich kam erst knapp 20 Minuten vor Beginn im Frannz an, ging rein und wunderte mich, dass kaum jemand drin war. Auch draußen habe ich jetzt nicht unbedingt viele Konzertbesucher wahrgenommen. Umso verwunderter war ich, als Venues um Punkt 19:45 die Bühne betraten und der Saal mit einem Schlag gut gefüllt war. Das Berliner Konzertbesucherverhalten war hier zumindest interessant für mich. Die Jungs und Mädels von Venues legten einen soliden Auftritt hin. Sie spielten unter anderem „We Are One“, „Fading Away“ und „Nothing Less“. Da das Set dieses Mal etwas kürzer ausfiel, beschränkte sich die Songauswahl auf Lieder des vor knapp einem Jahr erschienenen Debutalbum Aspire. Sängerin Lela spielte nach dem Ausstieg von Nyves im Frühjahr erst ihre vierte Show mit der Band, sie meisterte jedoch ihren Auftritt sehr souverän, auch, wenn man ihr anmerken konnte, dass sie noch ein bisschen vorsichtig ist. Ihre Performance war aber dennoch sehr solide und die Band arbeitet auch bereits an ersten neuen Songs mit ihr. Da passt es perfekt, dass Venues durch die zwei Shows mit Atreyu und den anstehenden Shows mit The Amity Affliction und Vitja, sowie einigen Festivalauftritten mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Venues | Foto: Thomas Eger

Als nächstes betraten nach kurzer Umbaupause die Niederländer For I Am King um Frontfrau Alma Alizadeh die Bühne. Nach Post-Hardcore wurde der Saal nun mit einer Mischung aus Metalcore und Melodic Death Metal bedient. Obwohl die Stimme von Alma durchaus interessant ist, hat die Struktur einiger Songs, mich und einige Zuschauer um mich herum eher die Stirn runzeln lassen. Die Mehrheit hatte aber trotzdem ihren Spaß am Set von For I Am King und applaudierte die Songs großzügig. Im Großen und Ganzen war es ein solider Support Slot und bot noch mal etwas Abwechslung vor dem Hauptset mit Atreyu.

For I Am King | Foto: Thomas Eger

Es war nun Zeit für die Band des Abends. Aufgrund der krankheitsbedingten Abwesenheit von Frontmann Alex hatte Atreyu das Line Up umgebaut. Brandon Saller, der üblicherweise neben den Drums noch die Clean Vocals beisteuert, sprang als Frontmann ein, das Schlagzeug übernahm ein Crewmitglied und die Shouts übernahm Bassist Marc McKnight. Das Set eröffnete die Band mit der Single „The Time Is Now“. Ein perfekter Opener, da man sofort animiert ist, mitzusingen. Danach peitschten die fünf Kalifornier die Stimmung steil nach oben mit den Klassikern „Right Side Of The Bed“, „Becoming The Bull“ Ex’s And Oh’s“ und „Doomsday“. Das 2007er Album Lead Sails Paper Anchor bestimmte das Set deutlich mit den meisten Songs.

Atreyu | Foto: Thomas Eger

Beim ersten Cover des Abends hatte Teilzeitfrontmann Brandon Saller anscheinend Heimweh und setzte sich für „You Give Love A Bad Name“ an seinen sonst üblichen Platz ans Schlagzeug. Während der Mittelteil des Sets hauptsächlich aus neueren Stücken wie „Anger Left Behind“, „Nothing Will Ever Change“, sowie „House Of Gold“ – allesamt vom aktuellen Album In Our Wake – bestand, brachten Atreyu mit „Falling Down“, „When Two Are One“ und „Bleeding Mascara“ im Anschluss wieder einige Klassiker für ihre Fans . Saller nutzte den Tresen der Bar als Bühnenerweiterung und ließ es sich nicht nehmen, sich dort noch ein Bier zu gönnen. Als Zugabe spielte man noch DEN Hit von Rick Astley: „Never Gonna Give You Up“ – allerdings als akustische Version. Als Schlussakt entschied sich die Band für den Klassiker „Lip Gloss and Black“ vom Debütalbum Suicide Notes and Butterfly Kisses. Dieses war auf den Tag genau vor 17 Jahren erschienen. Unfassbar, auch wenn man bedenkt, dass Atreyu gerade ihr 21. Bandjahr absolvieren.

Atreyu | Foto: Thomas Eger

Alles in allem hat sich die weite Anreise für mich gelohnt und bis auf 1-2 Wünsche wurden die meisten meiner Favoriten gespielt. Saller gab einen hervorragenden Aushilfsfrontmann und auch alle anderen Bandmitglieder waren bestens gelaunt für einen wunderbaren Abend mit drei verschiedenen Musikstilen, wenn man die Supportbands einbezieht. Außerdem versprach Bassist Marc, dass man zukünftig Europa besser bedienen möchte und nicht nur für Festivals über den Ozean reisen möchte. Verdient wäre es allemal, denn Atreyu ist eine zu sehr unterschätzte Band. Hoffen wir, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen.

Fotogalerie

Foto: Thomas Eger
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Nils Fiesler:
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