GID! Interview mit The Busters: “Pass auf, das ist bunt und das ist gut so.”
Nach den Vorkommnissen in Chemnitz gab es große Kritik an der deutschen Musikszene, weil viele Künstler sich nicht klar gegen Rechtsextremismus positionieren. Findet ihr, dass es wichtig ist, dass Künstler einen ganz klaren Standpunkt haben, um so auch auf eventuell junge Fans einwirken zu können oder sollte Musik auch mal frei von Politik sein können?
Joe: Also, ich finde es wichtig, wenn man in der Öffentlichkeit steht, dass man dann auch Haltung zeigt und nicht über das Ganze hinwegsieht, vor allem, wenn es solche extremen Vorkommnisse sind. Ich würde schon sagen, dass man da auf jeden Fall was zu sagen sollte. Man sollte sich als Mensch, der in der Öffentlichkeit steht, klar positionieren.
Richie: Ja, das sehe ich genauso. Ich habe das früher ein bisschen anders gesehen. Ich fand, dass die eine Sache Unterhaltung ist und, dass da Politik nicht viel verloren hat. Dass man Musik nicht als Vehikel benutzt, um eigene politische Meinungen zu propagieren, aber hier geht es ja mehr um soziale Werte und es ist schon sehr wichtig, dass zur Unterhaltung auch ne Haltung kommt. Vor allem, weil wir vorne stehen und gehört werden – das ist mir jetzt wirklich auch in den letzten Monaten noch klarer geworden als zuvor. Mittlerweile bin ich auf jeden Fall dafür, dass man sich positioniert, vor allem auch um Leuten, die eingeschüchtert sind und mutlos sind, weil sich die Rechte mit sehr viele Gewalt ihren Weg bahnt, dass die durch so etwas sehen: “Okay, da sind Leute, die haben was zu sagen und die sehen das auch so, die sind auch für Menschlichkeit und nicht dagegen” und, dass man denen helfen kann und zeigt: “Pass auf, es ist schlimm, es ist auch gefährlich, aber ihr müsst nicht unbedingt Angst haben, dass ihr alleine seid.” Und wir haben natürlich als besonderen Vorteil, dass wir auf einer Bühne stehen können und ein Mikrofon haben und sagen können, wie wir es sehen, was menschlich ist, was gut ist, was einfach für die Gemeinschaft der Menschen weltweit wichtig ist, nämlich gegenseitiges Verständnis, und, dass wir Freude dabei ausstrahlen.
Wenn ich mal im Fernsehen Ausschnitte von Konzerten rechtsextremer Bands sehe, sehe ich da nie Lebensfreude oder so. Das ist meistens nur Aggression. Manchmal ist es auch wichtig, dass man seinen Aggressionen mal Luft macht, was man auch mit der Musik sehr gut machen kann, aber das kann nicht das einzige Ziel sein. Man muss eine Lebensfreude entwickeln können. Das sehe ich nicht in dieser Musik. Aber um noch mal auf die Frage zurückzukommen, ich finde es sehr wichtig, sich zu positionieren, weil das wenn man es nicht tut, gewinnen die Bösen (lacht). Ganz einfach gesagt.
Hattet ihr denn schonmal Probleme dadurch, wie z.B. Feine Sahne Fischfilet, die Bombendrohungen hatten, oder Kraftklub, die in Chemnitz Polizeischutz brauchten? Habt ihr schonmal Drohungen von der Seite bekommen, oder das irgendwie im Publikum gemerkt?
Joe: Also seit ich dabei bin nicht. Ich glaube, unser Trompeter Hardy hat mir mal ‘ne Geschichte erzählt, dass damals, ich glaube in den 90ern oder 80ern, auch mal ein paar Flaschen ab und zu geflogen sind. Aber, das ist jetzt auch schon lange her und das ist lange nicht mehr passiert, weil auch die Leute wissen, wir sind “Ska Against Racism”, und dann ist es auch schon ganz klar, dass sie diese Konzerte nicht besuchen. Ich persönlich hatte auch schon außerhalb der Band das eine oder andere Problem, aber es hat noch nie jemand den Konzertraum gestürmt oder so.
Was habt ihr noch für dieses Jahr geplant?
Richie: Joe und ich wollen uns verloben.
Joe: Genau.
Richie Wir sagen aber noch nicht mit wem (alle lachen)
Joe: Nee, also unser Plan ist immer noch, immer dran zu bleiben. Jeder schreibt ja Songs und wenn er was hat, treffen wir uns dann im Proberaum, was glücklicherweise auch dann direkt das Studio ist, und dann halten wir die Ideen immer gleich fest. Wir treffen uns immer, probieren aus, nehmen auf und dann sammeln wir einfach Material und gucken, dass es dann so schnell wie möglich wieder zu einem Album kommt.
Richie: Neben den Auftritten auf den Festivals arbeiten wir an neuem Material. Also eigentlich Dienst wie gehabt, aber es kommt ja immer was schönes neues dabei raus. Insofern wird es da nicht langweilig.
Das inzwischen fertige neue Album The Busters ist ab dem 15. November 2019 bei allen Streaminganbietern und Händlern, die gute Musik anbieten, erhältlich.
The Busters One For All Tour